DGfK e.V.

Deutsche Gesellschaft für Karriereberatung e.V.

Arbeitgeber auf dem Prüfstand

Unternehmen setzen viel Zeit und Geld ein, um Kandidaten auf Herz und Nieren zu prüfen. Schließlich handelt es sich bei der Mitarbeiterrekrutierung um eine wichtige unternehmerische Entscheidung, die weitreichende Folgen haben kann. Betrachtet man dagegen das Verhalten von Bewerbern bei der Stellensuche, so stolpert die Mehrzahl recht unbedarft in ein neues Arbeitsverhältnis. Sicher, die Standortfrage und das Gehalt werden als wichtige Auswahlkriterien herangezogen. Vielleicht beeindruckt auch der bekannte Name eines Unternehmens. Wenn dann noch im Vorstellungsgespräch der Job und die damit verbundenen Perspektiven in rosa Farben beschrieben werden, erfolgt oft vorschnell die Unterschrift unter den neuen Arbeitsvertrag.

 

Drum prüfe wer sich länger bindet

 

Auch als Bewerber sollten Sie sich intensiv mit der Wahl Ihres zukünftigen Arbeitgebers beschäftigen. Schließlich handelt es sich dabei auch für Sie um eine wichtige Entscheidung. Stellt sich nämlich heraus, dass der vielversprechende Job nicht hält, was er versprach, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Zähne zusammenbeißen und Durchhalten, bis sich eine andere Alternative ergibt oder selbst zu kündigen. Letzteres birgt den Nachteil in sich, dass Sie eine Sperrfrist für das Arbeitslosengeld riskieren, wenn Sie eben nicht direkt im Anschluss an das bisherige Arbeitsverhältnis eine anderweitige Anstellung finden. Egal wie, die Feststellung eine falsche Wahl getroffen zu haben ist auf jeden Fall mit Frust, Ärger und Aufwand verbunden. Vor diesem Hintergrund ist jeder gut beraten, vorab das Risiko einer Fehlentscheidung zu reduzieren und genauer hinzuschauen.

 

Die richtigen Parameter heranziehen

 

Zunächst ist es wichtig, klar zu definieren, welche Anforderungen und Erwartungen Sie an den zukünftigen Job haben. Dabei geht es zunächst um inhaltliche Aspekte: Welche Art von Tätigkeiten (Beraten, Analysieren, Entwickeln, Pflegen…) möchte ich schwerpunktmäßig ausüben? Welche Branchen (Automobil, Erneuerbare Energien, Medizintechnik…) sind für mich besonders interessant? Welche Funktionen (Projektleiter, Consultant, Trainer, Sachbearbeiter…) entsprechen am besten meinen Neigungen? Hierzu zählt auch, ob Sie eine Führungsposition anstreben, also Mitarbeiterverantwortung übernehmen möchten.

Daneben sind ferner die Rahmenbedingungen näher zu beleuchten. Habe ich regionale Präferenzen oder sogar zwingende Anforderungen, was den Arbeitsort betrifft? Welche Unternehmensgröße strebe ich an? Welche Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen (Kinderbetreuungsmöglichkeit, betriebliche Altervorsorge, flexible Arbeitszeiten…) sind mir besonders wichtig?

Schließlich sollten neben dem Vergütungspaket und dem Arbeitsvolumen auch die Frage der Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten und des Betriebsklimas in Ihren Überlegungen Berücksichtigung finden. Dieser Anforderungskatalog ist zunächst eine Wunschliste, die Sie nun für sich mit Prioritäten versehen und nach Muss- und Kann-Anforderungen bewerten sollten. Diese Matrix kann nun als Maßstab für die Bewertung unterschiedlicher Jobalternativen dienen.

 

 

Solide Informationsbasis gewinnen

 

Der nun entscheidende Schritt besteht darin, sich bietende Jobalternativen bezogen auf die eigenen Anforderungsprioritäten auf Herz und Nieren zu prüfen. Aber wie soll ich verlässliche Informationen gewinnen, wenn die Unternehmen doch nur ihre Schokoladenseite zeigen? ist die Frage, die in diesem Zusammenhang von Bewerbern immer wieder gestellt wird.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um auch Arbeitgebern näher auf den Zahn zu fühlen. Hier kommt sicherlich Bewerbern der derzeit gute Arbeitsmarkt sehr entgegen. Je mehr sich Unternehmen um gute Kandidaten bemühen müssen, umso höher ist auch die Bereitschaft Einblicke zu gewähren und auf die Bedürfnisse eines Bewerbers einzugehen.

 

Unterschiedliche Kanäle nutzen

 

Zunächst dienen natürlich die firmenseitigen Informationsmöglichkeiten als Ausgangsbasis für die Recherche. Ob Firmenhomepage, Informationsbroschüren für Bewerber, Geschäftsberichte oder Informationsveranstaltungen und Messen, sie bieten alle Ansatzpunkte um sich ein Bild des Arbeitgebers zu verschaffen. Neben reinen Sachinformationen ermöglichen zunehmend auch Unternehmensblogs, Mitarbeiterprofile und Downloads von Videos, die einen Einblick in den Arbeitsalltag bieten, zusätzliche Eindrücke. Dabei sollte man sich aber immer gewusst machen, dass es sich hierbei um fimenseitige Informationen handelt.

Als wichtige Ergänzung gilt es daher auf andere Quellen zurück zu gegriffen, um quasi ein 360 Grad Bild des potenziellen Arbeitgebers zu erhalten. Das Portal www.kununu.de bietet Mitarbeitern und Bewerbern die Möglichkeit, ein Unternehmen zu bewerten und darüber zusätzliche Eindrücke zu bekommen. Auch Erfahrungen und Empfehlungen von Freunden und Bekannten auf www.facebook.de und firmenunabhängige Blogs und Foren stellen eine gute Möglichkeit dar, das firmenseitige Bild zu überprüfen. Insbesondere auch der Kontakt mit Menschen, die bereits als (ehemalige) Mitarbeiter, Lieferanten oder Kunden das Unternehmen und dessen Kultur kennen, kann eine sehr ergiebige Quelle sein. Über soziale Netzwerke wie www.xing.de oder www.linkedin.com ist der Kontakt recht leicht über den Suchbegriff des Unternehmens zu finden. Auch die Foren von monster http://forum.monster.de/n/forumIndex.aspx?webtag=mstdeindex&mode=topmessages

bieten hier zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten, um ins Gespräch zu kommen.

 

Selbst Eindrücke gewinnen

 

Neben der Informationsgewinnung durch Dritte, stellt Ihr eigener Eindruck immer noch die verlässlichste Quelle dar. Bevor Sie im Vorstellungsgespräch nach dem Betriebsklima fragen, achten Sie doch mal darauf, wie die Unternehmensvertreter im Gespräch miteinander umgehen.Wird hier auch mal gelacht oder sich Bälle zugespielt, oder herrscht eine frostige Atmosphäre? Wie geht der Manager mit seiner Sekretärin um? Ist er höflich oder bedient er sich eines reinen Befehlstons? In jedem Fall sollten Sie im Rahmen der Vorstellungsgespräche auch die Gelegenheit erhalten Ihren Arbeitsplatz und Ihre zukünftigen Kollegen kennen zu lernen. Wenn es z.B. um die Themen Entwicklungsmöglichkeiten und Weiterbildung geht, begnügen Sie sich nicht mit allgemeinen Standardphrasen, dass das Unternehmen hier viele Möglichkeiten biete. Fragen Sie gezielt nach Beispielen wie sich z.B. Menschen, die mit einer ähnlichen Qualifikation wie der Ihren ins Unternehmen kamen sich entwickelt haben. Ein Unternehmen, das das Thema Mitarbeiterförderung ernst nimmt, muss sich hier nicht verstecken und wird auch gerne bereit sein, den direkten Kontakt auf Wunsch herzustellen. Die Frage, was Ihrem Gesprächspartner besonders beim Unternehmen gefällt und wo er Veränderungsbedarf sieht, kann wichtige Erkenntnisse und Einblicke ermöglichen. Sollten Sie auch nach den Gesprächen noch unsicher sein oder offene Punkte haben, schlagen Sie doch vor, einen Tag ins Unternehmen zu kommen, damit beide Seite nochmals einen vertieften Eindruck gewinnen und ihre Entscheidung auf eine solide Basis stellen können.

 

Wenn Bewerber auch Unternehmen auf den Prüfstand stellen, profitieren unterm Strich davon beide Seiten. Denn nur wenn sowohl für den Kandidaten wie auch das Unternehmen das Matching passt, wird das Arbeitsverhältnis auf Dauer auch erfolgreich sein können.

Doris Brenner

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